Geiger-Zähler, Strahlungsmesstechnik und Wissenswertes zum Thema Radioaktivität
Ein unabhängiges Citizen-Science Projekt
24.2.2022
Was ist Citizen Science und was hat diese Webseite damit zu tun?
Aufruf zur Teilnahme am Crowdsourced Data Projekt am ersten öffentlichen Gamma-ODL Referenzpunkt: der Kapelle im Höhenpark Killesberg Stuttgart. Ziel ist es in der denkmalgeschützen Kapelle, die aus uranhaltigem Sandstein für die Reichsgartenschau 1939 erbaut wurde, durch die Mittelung vieler Messungen von interessierten Bürgern einen Referenzwert für die Gamma-Ortsdosisleistung zu bestimmen. Messergebnisse der Dosisleistung, Zählrate und Messzeit bitte an unten stehende Email.
Ein Beispiel für die Nützlichkeit eines Gamma-ODL Referenzpunkts im Citizen Science Bereich:
Kalibrierung des SBM-20 Zählrohrs für Unat am Gamma-ODL Referenzpunkt in der Kapelle des Höhenparks Killesberg, Stuttgart
Als weiterer Referenzpunkt in Stuttgart bietet sich auch noch die Königstraße an, allerdings mehr als Referenzstrecke. Wie man als Citizen Scientist eine solche Referenzstrecke auf einem radiologisch interessanten Straßenbelag anlegen kann, zeigt dieser Bericht: Gamma-ODL Referenzstrecke „Königstraße Stuttgart"
Für diejenigen,die es genau wissen wollen:
Messung der Umgebungs-Äquivalentdosisleistung H*(10) am Gamma-ODL Referenzpunkt in der Kapelle im Höhenpark Killesberg in Stuttgart
Und hier die Anleitung für den Bau der H*(10)-fähigen OM01 Gamma-ODL-Sonde zur Messung der Gamma-Ortsdosisleistung für Citizen Science Anwendungen in der Radioökologie:
Eigenbau der OM01 Gamma-ODL-Sonde mit einem energiekompensierten VacuTec 70031A Zählrohr
Auch in Esslingen bei Stuttgart gibt es nun einen Gamma-ODL Referenzpunkt auf einer kleinen Straße, die noch mit Schlacke-Steinen gepflastert ist: Der Gamma-ODL Referenzpunkt Esslingen
Kommentare und Anfragen per Email bitte an diese Adresse:Es gibt wohl kaum eine Größe, die schwieriger zu messen ist, als die Wirkungen der Radioaktivität auf den menschlichen Körper.
Wenn man die Publikationen zu diesem Thema liest, dann stellt man doch mit Erstaunen fest, dass hierzu
Daten veröffentlicht werden, die von gut bezahlten Experten aus der Nuklearindustrie und von Behörden und Universitäten aus vielen
Ländern Europas mit zig-tausend Euro teurem Equipment in tagelangen Messungen ermittelt wurden und am Ende ein relativer
Fehler sichtbar wird, der immer noch mehr als 10% beträgt.
Ein Fieberthermometer mit einer solchen Genauigkeit wäre mit Sicherheit ein Ladenhüter.
Das könnte natürlich die Vermutung nahelegen, dass Hobbyisten und selbstberufene oder ehrenamtliche Strahlenschützer
mit ihren selbstgebauten Geräten oder auch mit Geräten aus dem Kaufhaus "völlige Fahrkarten"
messen und damit sogar zur Gefahr für die Bevölkerung werden, weil sie ja nur Panik erzeugen. Aber wer sich die erreichten Genauigkeiten
von Messungen aus dem nicht-professionellem Umfeld etwas genauer anschaut, der erlebt die zweite Überraschung: So viel
ungenauer sind diese Messwerte nicht. Nun, der Trick liegt natürlich in der Methodik der Kalibrierung. Wenn die Profis
gemessen haben und ihre Daten veröffentlicht haben, dann können zumindest die Eigenbau-Geräte auf die Profi-Daten kalibriert werden,
so dass an anderen Orten unter ähnlichen Bedingungen Messwerte erreichen werden können, die den professionellen Ergebnissen um wenig nachstehen
und deutlich kostengünstiger zu haben sind.
Eine Kalibrierung auf Boden-Kontaminationen mit natürlichem Uran legt einen sehr lohnenswerten Ausflug auf eine Wiese neben einer kleinen und hübschen Kirche in Thüringen
nahe. Diese kleine Kirche im Dorf Sorge-Settendorf hat es nicht nur wegen der landschaftlichen Schönheit und der gelungenen Restaurierung
zu einer gewissen Berühmtheit gebracht, sondern auch weil sie eine sehr bewegte Geschichte hinter sich hat, die mit dem Uranbergbau der DDR zu tun hat.
Deswegen lockt sie auch immer wieder die professionellen Strahlenschutzexperten an und seit neuestem eben auch Hobbyisten, die sich der genauen Messung
der Umweltradioakivität verschrieben haben (was zumindest sozial gesehen wertvoller ist als Gartenzwerge sammeln). Es geht auch das Gerücht um,
dass man die Wiesen bei der kleinen Kirche deswegen nicht vom Uran befreien will, weil man sonst in Deutschland kein Gebiet mehr für Messübungen
dieser Art hätte. Das Caesium aus Tschernobyl hat nämlich den Nachteil, dass die Aktivität nach einigen Jahren spürbar abnimmt, während Uran ein paar Milliarden
Jahre braucht bis es zerfällt, und die erzeugte Gamma-Ortsdosisleistung daher auch nicht so schnell abnehmen wird. Beläßt man daher die Landschaft wie sie ist, dann hat man einerseits ein mahnendes Denkmal und andernseits konstante Verhältnisse
für die Kalibrierung für viele, viele Jahre.
Hier ein Bericht über das erste Messfest von Hobby-Strahlenschützern in Sorge-Settendorf